Mit Geschrei und Jubel ins neue Freibad


Um 12.22 Uhr rutschen am Sonnabend die ersten Gäste ins Wasser. Nach 15 Monaten Bauzeit ist das wieder möglich.


Die rund 500 Gäste wissen gar nicht so genau, an welches Ende des Beckens sie zuerst schauen sollen: in Richtung Rutsche? Oder doch lieber in Richtung der Startblöcke? Gemeinsam zählen sie den Countdown – „zehn, neun, ... eins“. Mit lauten Jubelrufen und begleitet von Applaus weihen die Mitglieder der Bürgerinitiative die Breitrutsche ein. Platschend landen sie im Wasser. Zeitgleich hat Leisnigs Bürgermeister Tobias Goth (CDU) vom Startblock Nummer 1 einen Hechtsprung in das azurblaue Nass gemacht. 19 Grad Celsius beträgt die Wassertemperatur. Warm genug meinen die Einen, viel zu kalt die Anderen.


Mit dem Anbaden um 12.22 Uhr ist das Freibad nach 15-monatiger Um- und Neubauzeit von den Leisniger in Besitz genommen worden. „Mir gefällt es hier sehr gut“, sagt Nico. Besonders die Rutsche hat es dem Neunjährigen angetan. „Sie hat ein paar Huckel“, erklärt er. Nico meint, er möchte gern regelmäßig in das Freibad kommen.

Dass diese Meinung möglichst viele von denen, die am Sonnabend und Sonntag beim Badfest zu Besuch waren, teilen, hofft nicht nur Tobias Goth. Kein Wunder, denn in das Freizeitareal hat die Stadt eine Menge Geld investiert. Der Eigenanteil beträgt 600 000 Euro. Insgesamt hat das Großprojekt 1,8 Millionen Euro gekostet. Zwei Drittel der Summe übernimmt der Freistaat Sachsen. „Das ist dem hartnäckigen Engagement der Bürger zu verdanken“, erklärt Goth in seiner Eröffnungsrede.

 

Spenden in Höhe von 65 000 Euro


2013 hatte der Stadtrat die Schließung des Freibades verkünden müssen. Das war zu diesem Zeitpunkt 42 Jahre alt. „Die Baumängel häuften sich. Flicken reichte nicht mehr. Und die Betriebskosten waren enorm“, so Goth. Die Leisniger liefen Sturm. Schließlich hatten einige von ihnen 1971 das Bad mit ihren Händen errichtet. Leisnig ohne Freibad? Undenkbar. Das war das Motto, unter dem fortan engagierte Einwohner alle Hebel in Bewegung setzten, um den Fortbestand der Badeanstalt zu sichern. „Innerhalb von drei Wochen wurden 4 541 Unterschriften gesammelt und am 2. Mai 2013 ein Brief an den Landtag geschickt“, beschreibt Tobias Goth die Ereignisse.

Michael Wilhelm, Staatssekretär im sächsischen Innenministerium, kann sich daran noch sehr gut erinnern. „Das war schon beeindruckend“, sagt er. Als leidenschaftlicher Schwimmer freue er sich, dass das neue Freibad so schön geworden ist. Deshalb hat er es sich nicht nehmen lassen, gemeinsam mit Tobias Goth die ersten Bahnen im Becken zu ziehen.



Mit der Besucherresonanz ist die Bürgerinitiative (BI), die sich maßgeblich für den Erhalt eingesetzt hat, mehr als zufrieden. Ebenso mit der Summe, die bisher für die Badsanierung gespendet worden ist. „Sie beträgt derzeit 65 000 Euro. Unser Ziel von 50 000 Euro haben wir am 7. November 2014 erreicht“, so BI-Sprecherin Mandy Thieme. Sie und ihre neun Mitstreiter wollen auf jeden Fall weitere Aktionen auf die Beine stellen, um noch mehr Geld zu sammeln. „Wir möchten die Stadt damit bei der Deckung der laufenden Kosten unterstützen und weitere Investitionen, zum Beispiel in eine Solaranlage zur Wassererwärmung, ermöglichen“, ergänzt sie.

Sie freue sich nach wie vor, dass die Ideen und Wünsche der Bürger bei der Neugestaltung des Areals berücksichtigt worden sind. „Dazu gehören zum Beispiel der Sprungturm, die Breitrutsche, die zwei 50-Meter-Bahnen und der Beachvolleyballplatz“, erklärt Mandy Thieme.

Stellvertretend für den Stadtrat äußert Hansjörg Oehmig (CDU) eine Bitte. „Das Haus mit den Toiletten ist dank seiner grünen Farbe nicht zu übersehen. Also Kinder, pinkelt bitte nicht ins Becken. Das gilt auch für die Erwachsenen“, sagt er mit einem Augenzwinkern.

Ab heute wird Eintritt verlangt: drei Euro für Erwachsene, 1,50 Euro für Kinder. „Wir arbeiten für nächstes Jahr an einem Rabattsystem“, so Bürgermeister Goth.